Wie digitale Ideen Afrika aus der Armut helfen

Von |2023-04-13T18:51:20+00:00Februar 27, 2020|Bildung|

Krasser Gegensatz: Während über 600 Millionen Menschen in Afrika nicht einmal Strom haben, boomen High Tech-Zentren wie das „Silicon Savannah“ in Nairobi. Wie die Digitalisierung den Kontinent revolutioniert.

40 Cent. Soviel braucht es täglich, um ein Haus im ländlichen Kenia mit Strom zu versorgen. Genauer: Mit der Solaranlage, durch welche die Digitalisierung zuhause Einzug erhält. Einer ihrer bedeutendsten Treiber dieser in Ost-Afrika ist der Mobilfunkriese Safaricom, der neben dem Abbezahlen von Solarzellen vor allem auch Geldtransfers sowie das Begleichen von Rechnungen via Mobilfunkgeräte ermöglicht. In Afrika südlich der Sahara boomt dieses Geschäftsmodell, in der Region nutzt jeder fünfte den „Mobile Money“ Account M-PESA – weltweit Spitzenwert. Beinahe die Hälfte aller Transaktionen finden hier statt. 28 Millionen Menschen allein in Kenia bezahlen ihre Rechnungen damit.

In vielen afrikanischen Staaten verfügt nämlich nur jeder zehnte Haushalt über ein Bankkonto. Um Verwandten auf dem Land beispielsweise Geld zukommen zu lassen, musste häufig dem Busfahrer ein Umschlag mit Geld in die Hand gedrückt werden – ein Risiko, das durch digitale Lösungen verschwunden ist. Häufig ist dieser Zugang zu Kommunikation und Geldtransfers eine Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Entwicklung und Teilhabe.

Bezahlsystem mit Telefonkarten

Entstanden ist M-PESA wie viele andere Innovationen im IT-Bereich in der kenianischen Hauptstadt Nairobi – dem „Silicon Savannah“ Afrikas. Neben Nigeria, Südafrika und Ägypten gilt das Land als eines der Zentren des digitalen Aufbruchs auf dem Kontinent. Hier breitet sich die Digitalisierung rasant aus, Überseekabel sorgen für eine globale Vernetzung der Branche und Start-ups im Tech-Bereich sprießen in Massen hervor. Afrikanische Entwicklungen sollen hier afrikanische Lösungen ermöglichen.

Auf Grundlage des Mobile Money wurden viele innovative Geschäftsideen ermöglicht – beispielsweise M-TIBA, abgeleitet vom Swahili-Wort für Pflege: Die mehr als eine Million Kunden können bei dieser Versicherung auf einem Konto Geld ansammeln, von welchem die Arzt- oder Krankenhausbesuche bezahlt werden. Und auch in den Slums von Nairobi kommt die Digitalisierung den Menschen zugute: Selbst hier gibt es flächendeckend WLAN und viele öffentliche Toiletten– beides natürlich bezahlbar mit M-PESA.

Dank Digitalisierung geht Afrika mehrere Schritte auf einmal

Das rasante Tempo dieser Entwicklung zeigt sich auch daran, dass das System von Festnetzanschlüssen einfach übersprungen und direkt auf Mobilfunktechnologie gesetzt wurde – die Zahl der Festnetzanschlüsse liegt im einstelligen Prozentbereich, ein Mobiltelefon nutzen mittlerweile beinahe 70%. Dieses „Leapfrogging“, das Überspringen eines Entwicklungsschrittes, ist typisch für Afrika. So fand beispielsweise im Februar in Ruanda das African Drone Forum statt, um den Austausch zu innovativen Konzepten auf diesem Gebiet zu ermöglichen. Der Hintergrund: Nur ein Drittel der Menschen in der Subsahara sind an das Straßennetz angeschlossen, viele Dörfer sind praktisch abgeschnitten. Mit Drohnen lassen sich Güter einfacher in entlegene Regionen transportieren – und damit selbst das Errichten klassischer Infrastruktur überspringen. Zum Beispiel könnte ein Arzt mittels Smartphone eine Ferndiagnose erstellen und seiner Patientin die Medikamente über eine Drohne zukommen lassen.

Digitalisierung als Game Changer der Entwicklungszusammenarbeit

Daneben werden im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit die digitale Lösungen Immer wichtiger. „Mit der Digitalisierung kann Afrika riesige Entwicklungssprünge machen“, befindet auch der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller (zitiert nach Redaktionsnetzwerk Deutschland). Diese „EZ 4.0“ ermöglicht einerseits den Bürokratieabbau und kann andererseits die Transparenz von Maßnahmen steigern. Beispielsweise können Daten zur Mittelverwendung in der Entwicklungszusammenarbeit leichter erhoben und ausgewertet werden, um die Wirksamkeit zu überprüfen oder um etwa Korruption auf die Schliche zu kommen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat deshalb eine digitale Agenda aufgesetzt. Auch die renommierte Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) greift Partnerländern ganz gezielt bei der digitalen Transformation unter die Arme. In Ghana beispielsweise unterstützt sie den Aufbau einer App, mit der Kleinbauern digitale Schulungen absolvieren und sich über Pflanzenkrankheiten, Wetterberichte und Marktpreise informieren können. Besonders Fischerinnen und Bauern auf den Märkten profitieren von diesem Informationszuwachs, der ihnen mehr Planung und Sicherheit bringt. Und die GIZ erfährt über die Abrufe viel leichter, welche Informationen als nützlich angesehen werden.

Armutsbekämpfung im Netz: Gesundheit, Bildung, Einkommen

Solche E-Learnings, ein leichterer Zugang zu ärztlichen Informationen und viele boomende Start-ups sind letztlich Leuchttürme einer Digitalisierung, die den drei Lebensbereichen Gesundheit, Bildung und Einkommen zugute kommen. Genau dafür macht sich Stay stark. Beispiel Blackboy Media, ein Start-up aus Nairobi. Dieser moderne Medienproduzent bietet Mediatrainings für benachteiligte Jugendliche an, womit sie später einmal eigenes Geld verdienen können. Blackboy Media ist Mitglied der Stay Alliance Kenya – und profitiert im Verband von anderen Unternehmen aus der Region. Denn nicht nur die Digitalisierung vernetzt Menschen miteinander –Stay tut dies auch!

Unseren Blogartikel zu E-Learning findet ihr hier https://www.stay-stiftung.org/news/smarte-bildung

Quellen: African Drone Forum, brandeins, Deutschlandfunk, Forbes, Sangmeister & Wagner: Entwicklungszusammenarbeit 4.0, Süddeutsche Zeitung, Verwaltung der Zukunft, Redaktionsnetzwerk Deutschland

Sebastian Egger

Über den Autor:

Bei Stay zum Autor werden und Texte wie diese schreiben.
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